Der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel hat im Jahr 2021 den Umsatz des Vorjahres um rund 2 Prozent übertroffen und wird aller Voraussicht nach mit rund 33,8 Milliarden Euro Jahresbruttoumsatz weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Dies ergibt sich aus Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2021 nach Werten des BVDM in Abstimmung mit dem IFH Köln. In 2022 wird der Möbelhandel Störfaktoren wie das weitere Pandemiegeschehen, Inflation, Lieferengpässe sowie erwartete Verschiebungen bei Konsumausgaben in andere Bereiche wie Tourismus zu bewerkstelligen haben.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2021
Nach einem gesamtwirtschaftlich durchwachsenen 1. Quartal 2021 zeigen die Monate April, Mai und Juni erste Zeichen der Erholung im Einzelhandel. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ließen die Lockerungen der Corona-Maßnahmen die Umsatzzahlen in Einzelhandel und Tourismus im Mai zwar kräftig steigen, sie lagen aber deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Eine Insolvenzwelle aufgrund der Pandemie blieb bislang aus. Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln, der seit Beginn der Corona-Krise von den Einschränkungen stark betroffen ist, konnte sich im Mai 2021 real, kalender- und saisonbereinigt um 6,7 Prozent gegenüber dem Vormonat steigern.
Der Internet- und Versandhandel zeigt sich währenddessen vom wieder aufkeimenden Wachstum des stationären Handels unbeeinflusst. Im März 2021 hatte der Versand- und Internethandel mit einer Zuwachsrate von rund 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrekord erzielt. Angesichts der Omikron-Welle im Winter 2021 und der damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen wie 2G im Einzelhandel und dem in großen Teilen eingeschränkten Weihnachtsgeschäft wird die Wirtschaftsentwicklung im Schlussquartal erneut nachgegeben haben.
Gesamtsituation im stationären Möbelfachhandel während der Corona-Pandemie 2021
Der erneute Lockdown von Dezember 2020 bis Mai 2021 zeigte, dass Einzelhändler sich mit verschiedensten Möglichkeiten beschäftigen mussten, wie sie ihr Geschäft wenigstens teilweise wieder betreiben konnten. Neben den reinen Online-Aktivitäten wie Online-Shop, Marktplätze oder auch Social Media, standen Click & Meet, Call & Meet und Click & Collect im Fokus vieler Händler. Zahlreiche Händler, die bisher ihren Schwerpunkt auf den stationären Vertrieb gelegt haben, nutzten die Zeit, einen Online-Shop zu installieren bzw. den vorhandenen zu optimieren und erweiterten ihre Serviceleistung häufig um Click & Collect, Call & Collect sowie Click & Meet. Die „neuen“ Shopping-Konzepte Click & Meet und Call & Meet erlaubten die Beratung und das Einkaufen in den Geschäften vor Ort mit einem zuvor vereinbarten Termin. Bei Click & Collect wird die Ware online präsentiert und ausgewählt, für den Kunden zur Abholung bereitgestellt. Das kann über den eigenen Online-Shop, über die Website oder aber über die sozialen Medien und Messenger vorgenommen werden.
Die Entwicklung des Möbel- und Küchenhandels
Die Umsatzentwicklung zeigte sich im Küchenhandel sowie im Büromöbelsektor im Jahresverlauf durchgehend positiv. Der Küchenhandel schließt 2021 mit einem Wachstum von rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ab, bei Büromöbeln konnte das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr sogar um 10 Prozent gesteigert werden und bei den Polstermöbeln um 3 Prozent. Dem gegenüber stehen Umsatzeinbußen von rund 9 Prozent bei der Hauptwarengruppe Matratzen und 6 Prozent bei den Garten- und sonstigen Wohnmöbeln.
Der Küchenhandel profitierte in 2021 erneut von den Corona-Unsicherheiten und die Menschen legten großen Wert auf Wohnlichkeit und Gemütlichkeit. Es wurde auch im zweiten Pandemie-Jahr in ein behagliches Zuhause investiert, statt in den Urlaub, der bislang durch Unsicherheiten geprägt war.
Der erlebte Homeoffice-Trend in 2020 war keine zeitweilige Erscheinung, sondern festigte sich in 2021 als eine Standardkomponente im Arbeitsleben. Neue Wohn- und Arbeitskonzepte für kleine Flächen waren gefragt. Die aktuelle Diskussion in der Politik zeigt, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz für das Homeoffice langfristig verbindlich geregelt werden soll. Die Nachfrage nach Gartenmöbeln war in 2021 rückläufig, da viele Kunden bereits im Pandemiejahr 2020 den Kauf vorgezogen haben und der Markt gesättigt war. Im Bereich der Matratzen liegt der Grund des Umsatzrückgangs im Handel zum einen in dem coronabedingten Weihnachts- und Neujahrsgeschäft – normalerweise ist dies die umsatzstärkste Zeit des Jahres – und zum anderen waren die Materialien für die Matratzenproduktion aufgrund von Lieferengpässen schwer verfügbar.
Onlinehandel – Quo Vadis?
Laut des IFH Köln treibt der Onlinehandel mit seinem Innovationsverständnis den gesamten Handel an. Viele neue Ideen in der Handelsbranche finden ihren Ursprung in der Digitalisierung und dem E-Commerce. Nicht zuletzt deshalb treibt der Onlinehandel auch digitale Innovationen am Point of Sale im stationären Handel voran. Darüber hinaus bewerten Onlinekäufer Innovationen im Onlinehandel überwiegend positiv. Die Zahl der Händler, die auf Marktplätzen aktiv sind, wächst deutlich und übersteigt längst die der Händler mit eigenem Onlineshop. Auch kleineren Händlern bieten Plattformen einen niedrigschwelligen Onlinehebel, der Sichtbarkeit erzeugt und Umsätze ermöglicht. Der Onlinehandel im Möbelbereich liegt weiterhin bei rund 15 bis 20 Prozent. Mit einer wesentlichen Steigerung ist aber nicht zu rechnen, da das haptische Erleben der Produkte im Fachhandel nach wie vor vom Kunden gewünscht wird bzw. die individuelle Anfertigung eines Produkts den persönlichen Kontakt vor Ort nicht ersetzt.
Ein Ausblick/Trend
Die Bauindustrie und der ZDB bekundeten auf Ihrer Jahreskonferenz im Dezember 2021, dass der Wohnungsbau auch in den „Corona-Jahren“ Stützpfeiler der Baukonjunktur geblieben ist. Ende September 2021 lagen die Auftragsbestände bei fast 13 Milliarden Euro, eine Steigerung zum Vorjahreswert um fast 20 Prozent. Die Nachfrage nach Wohnraum lässt nicht nach. Bis September wurden gut 282.000 Wohnungen genehmigt, ca. 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Bundesregierung geht mit dem formulierten Ziel, in der Legislaturperiode jährlich 400.000 Wohnungen zu errichten, richtigerweise davon aus, dass letztlich nur mit der Schaffung neuen Wohnraums eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu erreichen ist.
Für die Möbelbranche bedeutet dies grundsätzlich, dass für 2022 ein positiver Ausblick gegeben werden kann. Der Bedarf an Küchen-, Polster- und Wohnungsmöbeln wird demnach anhalten. Jedoch können Störfaktoren wie das weitere Pandemiegeschehen, die Inflation, Lieferengpässe sowie erwartete Verschiebungen bei Konsumausgaben in andere Bereiche (bspw. Tourismus) zu Problemen führen. Daher ist es schwierig, eine konkrete Prognose zum aktuellen Zeitpunkt abzugeben.
Abfallvermeidung, Recycling, Zero Waste und Upcycling sind weiterhin die Themen in der Interior-Branche. Der Kauf neuer Möbel ist zeitgleich eine langjährige Investition. Daher achten die Kunden vermehrt darauf, dass diese Produkte nachhaltig und fair produziert werden. Bei Möbeln wird zunehmend auf robuste Materialien und gelabelte Produkte geachtet. Möbel aus Massiv- oder Vollholz werden wegen ihrer Langlebigkeit und Wertigkeit verstärkt nachgefragt. Die Vorgaben aus der EU zur Kreislaufwirtschaft werden ferner zu einer Belebung von Dienstleistungen wie beispielsweise Refurbished und Möbel zur Miete führen.

Eingang Süd
Die imm cologne und Living Kitchen prägen die Branche und stärken die Stellung der deutschen Möbel- und Küchenbranche. Der deutsche Möbelhandel baut weiterhin auf die imm cologne und die Living Kitchen im Jahr 2023.
Weitere Informationen finden Sie unter www.hwb.online
Quelle: BVDM