Corona und die Auswirkungen auf die Kaufkraft

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Auch im Seuchenjahr 2020 blieb jeden Österreicher im Durchschnitt noch 22.753 € zur Verfügung. Mit diesem Wert liegen die Österreicher innerhalb der Eurozone nach Luxemburg weiterhin an zweiter Stelle, sogar noch etwas vor der Bundesrepublik Deutschland. Das ist zwar um 2,6 % oder umgerechnet 584 € weniger als noch im Jahr zuvor, aber der Rückgang ist Dank der staatlichen Hilfen vor allem für die Unternehmen keineswegs so dramatisch, wie es die Entwicklung der Volkswirtschaft mit minus 6,3 % befürchten ließ. Berücksichtigt man jedoch die Inflationsrate, ist der Rückgang der (realen) Kaufkraft entsprechend höher: – 4%.

Regionale Unterschiede steigen wieder

Nachdem in Österreich die regionalen Unterschiede in der Kaufkraft der Wohnvevölkerung seit Jahren kontinuierlich geringer geworden sind, hat sich dieser Trend coronabedingt wieder umgekehrt. Vor allem periphere Gebiete mit hoher Tourismusintensität hatten starke Einbußen hinnehmen müssen. Auf Bundeslandebene haben Tirol (minus 742 €/Einwohner) und Salzburg (minus 711 €/Einwohner) die stärksten Rückgänge bei der durchschnittlichen Kaufkraft. Hier macht sich auch das komplette Fehlen der ausländischen Touristen im Einkommen der Wohnbevölkerung bemerkbar. Die geringsten Einbußen hatte das Burgenland (minus 458 €/Einwohner).

Verschiebungen bei den Einkommensarten

Insgesamt haben sich die Beiträge der verschiedenen Einkommensarten zur gesamten Kaufkraft der Bevölkerung verschoben: Während etwa die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung gestiegen sind – immer mehr Österreicher kauften sich eine Anlegerwohnung und konnten damit Mieterträge erzielen – sind die Einkünfte aus selbständiger Arbeit je nach Berufsgruppe teilweise dramatisch gesunken. Einen deutlich höheren Beitrag liefern auch die Transferzahlungen an die Einwohner: Arbeitslosenunterstützung, Beihilfen, etc.. Individuell hatte – und hat – die Pandemie höchst unterschiedliche Auswirkungen. Während etwa Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes keine finanziellen Einbußen hinnehmen mussten, gab es im Jahr 2020 bei Selbständigen, Freiberuflern, Künstlern etc. durchaus dramatische individuelle Einkommenseinbußen von 80 % und mehr – trotz staatlicher Hilfen.

Verwendung der Kaufkraft ändert sich stark

Einkaufen ist in Coronazeiten nicht so lustig oder gar verboten, trotzdem sank das Einzelhandelsvolumen[1] in Österreich nicht. Aber auch hier gibt es starke Unterschiede nach Branchen: Starke Umsatzzuwächse bei Lebensmitteln wegen Home-Office und der geschlossenen Gastronomie, aber viel weniger bei Bekleidung, Schuhe, Accessoires, Schmuck etc.. Insgesamt geben die Österreicher knapp 30 % ihrer Kaufkraft für den Einzelhandel (ausgenommen KFZ und Treibstoffe) aus. Was zu erwarten war: Im Jahr 2020 gab es Rückgänge in der Gastronomie um 60 % und um 40 % bei Urlaubsreisen. Und was machen die Österreicher mit dem übriggebliebenen Geld? Sparen. Die Sparquote hat sich im Coronajahr 2020 fast verdoppelt und beträgt aktuell 14,5 % der verfügbaren Kaufkraft.

Ausblick: nur langsame Erholung

Je nach weiterem Verlauf der Pandemie ist aus heutiger Sicht für 2021 ein Wirtschaftswachstum von ca. 2,0 – 2,5 % zu erwarten, wobei das Maß der Erholung stark vom Anspringen des (internationalen) Tourismus, der bei uns immerhin über 7 % zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, abhängig ist. Die Entwicklung der Kaufkraft der Bevölkerung reagiert in der Regel kaum zeitverzögert auf die wirtschaftlichen Veränderungen, und so kann aus heutiger Sicht eine Zunahme der Kaufkraft für 2021 von + 4,0 % angenommen werden. Unter der Annahme einer Inflationsrate von 2,5 % ergäbe sich für das laufende Jahr ein realer Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich 1,5 %, womit bei weitem noch nicht dem Vorkrisenniveau von 2019 erreicht wäre. Das wäre aus heutiger Sicht erst Ende 2023 der Fall.

[1] Die Kaufkraft misst das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Pensionsbezüge und steht für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit und zum Sparen zur Verfügung.

Weitere Informationen finden Sie unter www.regiodata.eu
Quelle: RegioData

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