Schon der Titel ihres Entwurfs für Das Haus 2020: „A la Fresca!“ gibt Hinweise auf die Richtung, in die sich das Wohnkonzept des spanischen Designteams MUT Design bewegt: nach draußen. Dabei erhält die internationale Einrichtungsmesse imm cologne 2020 mit der Interpretation des Design-Events „Das Haus“ durch das Designteam MUT Design dieses Mal wieder einen sehr architektonischen Entwurf.
Wie so oft ließen sich MUT Design von einfachen geometrischen Formen zu ihrem Entwurf inspirieren. Doch wie die schlichte, auf den grafischen Elementen wiederkehrende Kurvenlinie von den Designern in architektonische Volumen übertragen wurde, ist alles andere als einfach. Die quadratische Grundfläche wird von konvexen Wandscheiben zerteilt und in vier, um einen zentralen Restraum angeordnete, runde Räume aufgelöst, die nach außen völlig offen sind.
Der kreisrunde Grundriss wird dabei von einer metallisch reflektierenden, quadratischen Ebene gerahmt, die zeichenhaft für eine von Gräsern durchbrochene Wasserfläche steht. Künstliches Licht wird weitestgehend vermieden. Stattdessen strahlt Das Haus aus der Mitte heraus: Der zwischen den schräg zulaufenden Wandscheiben im Zentrum platzierte, höhlenartige Rückzugsbereich wird dabei von einer Lichtquelle erhellt, die das im Tagesverlauf wandernde, natürliche Sonnenlicht imitieren soll.
Hybrider Raum: Sehnsuchtsarchitektur irgendwo zwischen innen und außen – mitten auf der imm cologne
Das Haus 2020 erinnert an einen klassischen Pavillon: aus Kreis und Quadrat zusammengefügt, minimalistisch möbliert, nach allen Seiten offen. Ein Beispiel idealer Architektur, wie gemacht für ein Haus inmitten der Albufera. Die Farben dieser atemberaubenden Lagunenlandschaft haben Alberto Sánchez und Eduardo Villalón, die vor zehn Jahren MUT Design gründeten, zu den Materialien und Farbharmonien ihrer Wohnvision für die imm cologne 2020 inspiriert.
Doch wird der Pavillon nicht etwa in der sonnenverwöhnten Umgebung Valencias gebaut, sondern mitten auf der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne vom 13
. bis 19. Januar in Köln (Halle 3.1). Den Designern aus Valencia gelingt mit ihrem abstrakten Entwurf ein ästhetisch überzeugendes und mit seiner Idee eines hybriden Raums sehr verführerisches Statement für ein Wohnkonzept, das Architektur und Natur, innen und außen, Rückzugsmöglichkeit und Gemeinschaftsleben vereint.

Beetle, von MUT für den Hersteller Sancal entworfen, ist ein dekoratives, aber funktionales Designobjekt, das schallabsorbierend agiert. Photo: Sancal
In die offene Landschaft gesetzt und mit großen Fensterfronten geschlossen wäre Das Haus by MUT Design ein perfektes Feriendomizil. Doch es greift zu kurz, dieses Architekturkonzept auf die Auszeiten vom Alltag zu beschränken. Ein Leben in unmittelbarem Kontakt zu einer möglichst naturnahen Umgebung entspricht einem ganz realen Bedürfnis, das gerade bei den Städtern immer stärker wird. Progressive Architektur kommt diesem Bedürfnis mit großen Fensterfronten, lichten Räumen und einem scheinbar grenzenlosen Übergang von Innen- und Außenraum entgegen. Das Haus by MUT Design treibt dies mit seiner rundum offenen Architektur programmatisch auf die Spitze.
So einfach wie revolutionär: Innen und Außen auf den Kopf gestellt
„Leben am Mittelmeer ist gleichbedeutend mit Leben im Freien. Seit jeher haben unsere Häuser immer ein Stück Natur ins Innere integriert“, erläutert MUT Design. Traditionell bildet der Patio als beschatteter Innenhof das organisatorische Zentrum mediterraner Architektur. Auch das soziale Leben dreht sich um diesen hybriden Raum. Bei ihrem Entwurf für Das Haus haben MUT Design diese Struktur jedoch umgekehrt: Das Haus „A la Fresca“ entwickelt sich von innen nach außen. Die Mitte erscheint zwar immer noch als Rückgrat des Hauses und wird von Tageslicht erfüllt, doch die eigentliche Funktion des Patio als integrierter Freiluftraum wurde hier nach außen verlegt. Vielleicht werden Besucher von Das Haus by MUT Design etwas irritiert nach der Grenze zwischen innen und außen suchen – finden werden sie sie nicht.
Der Aufbau von Das Haus scheint auf den Kopf gestellt: Der zentrale Rückzugsbereich, das „Refugium“, ist von vier Veranda-ähnlichen Räumen umgeben: einem Raum zum Entspannen und Ankleiden, einem Aktivitätsbereich, einer Küche und einem Raum für die Körperpflege. „Unsere Intention war es, die Grenzen zwischen innen und außen aufzuweichen“, fasst Alberto Sánchez von MUT Design das Konzept zusammen. Und so haben die Spanier nicht nur ein Stück Natur ins Haus geholt, sondern gleich das eigentliche Wohnen nach außen verlegt. „Ein Badezimmer im Freien hat eine große Faszination“, findet Eduardo Villalón. „Wir können uns vorstellen, dass mit der Erfahrung warmer Sommer nicht nur die Outdoor-Küche populärer wird, sondern auch die Lust steigt, mit Outdoor-Bädern zu experimentieren.“
Hochwertige Outdoor-geeignete Tische, Stühle, Poufs und Teppiche besiedeln die vier sich konkav nach außen öffnenden Räume; eine Outdoor-Kochstelle bildet die Barbecue-taugliche Küche; anstelle eines Bettes findet sich eine Hängematte in dem zum Relaxen gedachten Raum; und der Ankleide- und Hygienebereich ist symbolhaft mit der umgebenden Wasserfläche verbunden.
Entgrenzte, multifunktionale Räume
Moderne Architektur sucht nicht nur die Übergänge von innen und außen als fließend zu inszenieren, sie schafft auch fluide, multifunktionale Räume, in denen Möbel ganz unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten übernehmen und Zonen schaffen. Dieses „Loft“-Konzept sorgt für Großzügigkeit auch in kleineren Einheiten. Zeitgemäßer Wohnraum muss offen sein für individuelle und wechselnde Funktionen
.
In Das Haus by MUT Design auf der imm cologne 2020 wird diese zukunftsgerichtete Wohnkultur als Experiment durchgespielt, und zwar in Form von halbkreisförmigen Raumabschnitten, die über die Außenseiten miteinander verbunden sind . Alle Bereiche sind offen gestaltet und werden gemeinschaftlich genutzt. Cocooning richtet sich nach innen, Gemeinschaft öffnet sich nach außen, so lässt sich die symbolträchtige Architektur interpretieren. Und so ist auch lediglich der im Zentrum angedeutete Raum durch seine Enge und höhlenähnliche Architektur als separierter Bereich gedacht, der zur Meditation und zum Rückzug genutzt werden kann. „Die Räume sind als einzelne Einheiten gestaltet, gleichzeitig aber weit offen, um ein Gefühl maximaler Fluidität zu erzeugen“, erläutern Alberto Sánchez und Eduardo Villalón.
Die nächsten Veranstaltungen:
imm cologne – THE INTERIOR BUSINESS EVENT (Publikumstage Freitag, Samstag und Sonntag), Köln 13.01. – 19.01.2020
ZOW – ZULIEFERMESSE FÜR MÖBELINDUSTRIE UND INNENAUSBAU, Bad Salzuflen 04.02. – 06.02.2020
Weitere Informationen finden Sie unter www.imm-cologne.de
Quelle: Köln Messe