Möbelhandel in Deutschland: Einbußen bleiben überschaubar
Zunächst zeigte sich die zu Jahresbeginn noch robuste Möbelkonjunktur in Deutschland wenig beindruckt von der Corona-Krise – der Umsatzrückgang im ersten Quartal 2020 betrug im Vergleich zum Vorjahresquartal lediglich 2,6 Prozent.
Spätestens mit dem Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland und der daraufhin verordneten Schließung des Möbeleinzelhandels wirkte sich die epidemiologische Lage jedoch auch unmittelbar auf die Möbelkonjunktur aus. Die Umsätze der Möbelhersteller brachen aufgrund des fehlenden Auftragseingangs im April um 28,7 Prozent und im Mai um 23,3 Prozent ein.
Nach der Wiedereröffnung der Möbelhäuser ging es überraschend schnell wieder aufwärts: Im Juni lagen die Umsätze der Möbelhersteller bereits um 2,2 Prozent über dem Wert des Vorjahrs
. Die positive Entwicklung im Juni konnte den dramatischen Umsatzeinbruch im April und Mai nicht kompensieren – der Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2020 betrug im Vergleich zum Vorjahresquartal 17,2 Prozent. In der Summe der ersten sechs Monate betrugen die Umsätze der Branche rund 8,1 Milliarden Euro – ein Minus von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Drei Aspekte sorgen für Erholung der Möbelindustrie
Die aktuell vorhandenen Anzeichen für eine Erholung in der Möbelindustrie lassen sich auf drei Aspekte zurückführen: Über die Zeit des Lockdowns und der Handelsschließungen hat sich ein Nachholbedarf in den Haushalten aufgebaut.
Das Thema Wohnen hat aus Sicht der Verbraucher einen höheren Stellenwert bekommen. Die eigenen vier Wände werden in unruhigen Zeiten als sicherer Rückzugsort mehr geschätzt denn je. Die Menschen schichten ihre Ausgaben zugunsten von Möbeln und zulasten von Urlauben und anderen Freizeitaktivitäten um .
Für positive Impulse sorgt zudem die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer. Die Steuerersparnis gibt vielfach den Anstoß, geplante Möbelkäufe in die Tat umzusetzen. Vor allem der Onlinehandel profitierte: Während des Lockdowns haben viele Menschen ihre Wohnungseinrichtung per Mausklick bestellt.
„In unseren internen Verbandsumfragen berichteten zeitweise rund 40 Prozent der Unternehmen von einer Belebung ihres Onlinegeschäfts“, so VDM-Geschäftsführer Jan Kurth. Nach Angaben des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) erhöhte sich der Onlineumsatz in der Produktkategorie Möbel, Lampen und Dekoration im zweiten Quartal 2020 um 13,8 Prozent. „Wir schätzen den Onlineanteil bei Möbeln derzeit auf rund 18 Prozent und unterstreichen unsere Prognose, dass der Wert in den nächsten vier Jahren auf mindestens 25 Prozent klettern wird“, fährt Kurth fort.
Online-Shopper benötigen virtuelle Anreize
Mittels der virtuellen Anreize könne der Onlinehandel viele Menschen dazu bringen, ihre Ausgabebereitschaft für Möbel zu erhöhen. Diese Einschätzung hat eine vom VDM in Auftrag gegebene Studie der Unternehmensberatung Titze ergeben. Kurth: „Die Ansprache im Onlinevertrieb ist eine völlig andere als im stationären Handel. Auf diese Weise werden andere Zielgruppen zum Möbelkauf animiert.“
Laut der Studie hat ein Haushalt in Deutschland im vergangenen Jahr im Schnitt für 725 Euro Möbel erworben. Dies entspricht einer Steigerung von 1,14 Prozent. Dabei flossen mehr als die Hälfte aller Ausgaben in den Kauf einer neuen Küche. Im Hinblick auf die Möbelausgaben pro Kopf gaben Singlehaushalte mit 442 Euro das meiste Geld für eine neue Einrichtung aus. Wesentlich sparsamer waren Haushalte mit fünf und mehr Personen: Sie investierten im Schnitt lediglich 244 Euro pro Kopf in Möbel.
Weitere Informationen finden Sie unter www.moebelindustrie.de
Quelle: VDM