Entgegen der bislang publizierten Wahrnehmung war im vergangenen Jahr am Markt für Küchenmöbel von einem positiven Corona-Effekt wenig zu spüren. Laut aktuellem BRANCHENRADAR Küchen in Österreich stieg zwar die Anzahl der verkauften Küchen um 1,8 Prozent gegenüber Vorjahr auf 181.700 Stück, der Zuwachs resultierte allerdings praktisch zur Gänze aus dem steigenden Bedarf an Küchen in neuerrichteten Wohnungen und Eigenheimen (Erstausstattung). Das Ersatzgeschäft, also der Austausch alter Küchen durch neue, stagnierte hingegen auf Vorjahresniveau. Kurzum, absatzseitig hätte sich der Markt wohl auch ohne Pandemie nicht viel anders entwickelt.
Und das aus gutem Grund. Denn wenngleich im letzten Jahr einige Haushalte einen Teil der üblichen Konsumausgaben (etwa für Reisen oder Freizeiteinrichtungen) in die Renovierung der eigenen vier Wände umschichteten, war die durch die Pandemie ausgelöste Verunsicherung über die wirtschaftliche Zukunft bei vielen Menschen doch groß, weshalb auf makroökonomischer Ebene ja auch die Sparquote massiv stieg. Von der Verlagerung der Konsumausgaben profitierten daher praktisch ausschließlich klassische DIY-Produkte wie etwa Farben und Lacke, Werkzeug oder Gartenprodukte bzw. langlebige Konsumgüter mit geringem Einkaufswert, nicht jedoch Güter oder Baudienstleistungen, für deren Anschaffung eine größere Investition notwendig gewesen wäre, also beispielsweise Kraftfahrzeuge, thermische Gebäudesanierungen oder eben auch Küchen, zumal eine derartige Ersatzbeschaffung in der Regel ohne große Konsequenzen leicht aufgeschoben werden konnte. Der Status Quo war ja „funktionstüchtig“.
Allerdings zogen im Jahr 2020 die Preise kräftig an. Im Durchschnitt lag der Preisauftrieb bei vier Prozent. Denn in der Erwartung eines regen Ersatzgeschäftes erhöhten die Anbieter die Preise signifikant, wobei da und dort die Kosten der Pandemie (sinkende Produktivität durch Lieferverzögerungen, Abstandsregeln usw.) auch gleich eingepreist wurden. Infolge erhöhten sich die Herstellererlöse mit Küchen (ohne Haushaltsgeräte) insgesamt um 5,2 Prozent gegenüber Vorjahr auf 516,4 Millionen Euro. Davon entfielen 421,3 Millionen Euro auf Küchenmöbel, 70,8 Millionen Euro auf Küchenarbeitsplatten und 24,3 Millionen Euro auf Küchenspülen.
Zuwächse bei Küchenmöbeln
Bei Küchenmöbeln gab es Umsatzzuwächse in allen Produktgruppen, insbesondere aber bei Lack und Keramik (+6,1% geg. VJ) und etwas überraschend auch wieder bei Schränken mit Foliendekor (+9,2% geg. VJ). Damit stieg der Umsatzanteil von Lack-/Keramikküchen auf rund 51 Prozent und von folierten Küchen auf vier Prozent. Elf Prozent der Erlöse wurden mit Küchenmöbeln aus Massivholz bzw. mit furnierter Oberfläche erzielt, knapp 34 Prozent mit Kunststoffdekor.
Trend zu Naturstein bei Küchenarbeitsplatten
Bei Küchenarbeitsplatten setzte sich der Trend zu Naturstein ungebremst fort. Im Jahresvergleich wuchsen die Herstellererlöse um 9,2 Prozent gegenüber Vorjahr. Damit entfiel bereits mehr als ein Drittel aller Erlöse auf die in Konsumentenbefragungen beliebteste aller Küchenarbeitsplatten. Produkte aus Keramik oder mineralischen Werkstoffen wurden indessen weniger nachgefragt als noch ein Jahr zuvor. Im überwiegenden Teil aller Küchen wurde die Arbeitsfläche jedoch auch im Jahr 2020 mit laminierten Pressspanplatten ausgeführt. Absatzseitig lag der Anteil bei etwas über achtzig, erlösseitig bei rund 47 Prozent.
Küchenspülen steigen im Wert
Und auch bei Küchenspülen standen weiterhin exklusivere Modelle hoch im Kurs. So erhöhte sich im Jahr 2020 bei den Herstellern der Umsatz mit Küchenspülen aus Komposit, Keramik oder Naturstein um mehr als 29 Prozent gegenüber Vorjahr, aus Edelstahl hingegen nur um etwas mehr als drei Prozent. Für die wachsende Bedeutung von Küchenspülen aus Nicht-Edelstahl gibt es einen ganz banalen Grund, kann doch speziell mit einer als exklusiv wahrgenommenen Spüle eine zumeist uniforme Küche individualisiert werden. Denn nicht mehr die Küchenmöbelmarke, sondern die sichtbare Ausstattung einer Küche markiert deren Wert. Und zur Ausstattung zählt neben den Küchengeräten (Weiße Ware), der Küchenarbeitsplatte und der Küchenarmatur eben auch die Küchenspüle. Ein Trend, der uns wohl noch für eine ganze Weile begleiten wird.
Die Berechnung wurde mit aller gebotenen Sorgfalt – aber ohne Gewähr – erstellt.
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Quellen: BRANCHENRADAR