Trotz Nachfrageschwäche hohe Vertrauenswerte für den Handel

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Der aktuelle Vertrauensindex des renommierten Forschungsinstituts OGM zeigt erfreulich hohe Vertrauenswerte für den heimischen Handel. Der Vertrauenssaldo (Differenz aus positiven und negativen Antworten) ist für ausnahmslos alle Handelsbranchen deutlich positiv.

Am vertrauenswürdigsten werden von den gut 1.000 befragten Österreicher:innen die Bau- und Gartenmärkte beurteilt (Vertrauenssaldo: +41 %). Nahezu gleichauf liegen der Sportartikelhandel (+32 %) sowie Drogerien/Parfümerien (+31 %). Auch der Lebensmittelhandel genießt trotz der wieder aufgeflammten Inflationsdebatte ein hohes Vertrauen bei einer breiten Mehrheit der Bevölkerung (+16 %). Der Mode- und Schuhhandel (+12 %) sowie Möbelhäuser (+12 %) liegen ebenfalls deutlich im positiven Bereich.

Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft wird dem Einzelhandel damit ein sehr hohes Vertrauen entgegengebracht, zeigt die OGM-Auswertung im Auftrag des Handelsverbandes. So liegen etwa Banken (-13 %), Telekom-/Handy-/Internetanbieter (-16 %), Baufirmen (-18 %) oder Versicherungen (-22 %) deutlich im negativen Bereich. Die Schlusslichter im Ranking bilden Immobilienmakler (-60 %) und Wettspielanbieter (-66 %). Das mit Abstand höchste Vertrauen aller Branchen genießen Bäckereien (+68 %).

Für den Vertrauensindex wurden 1.044 repräsentativ ausgewählte wahlberechtigte Österreicher:innen ab 16 Jahren Anfang Juni 2023 online befragt. Der Vertrauenssaldo errechnet sich aus der Differenz der Prozentwerte von „vertraue“ und „vertraue nicht“.

Zahl der Händler-Insolvenzen steigt laut AKV auf 384

„Die hohen Vertrauenswerte sind aus Sicht des Handels gerade in Zeiten der Teuerung erfreulich. Das zeigt auch die Wertschätzung der Bevölkerung für unsere 625.000 Beschäftigten. Weit weniger erfreulich ist, dass im ersten Halbjahr 384 Händler Insolvenz anmelden mussten. Kaum eine Branche ist stärker betroffen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Im Juni lag die Inflationsrate laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 8,0 %. Angesichts der anhaltenden Preissteigerungen in allen Lebensbereichen stehen die Österreicher:innen weiterhin auf der Ausgabenbremse.

HV Konsumbarometer: Konsument:innen bleiben pessimistisch

Laut dem jüngsten HV-Konsumbarometer vom Juni haben zwei von drei Konsument:innen ihre Ausgaben in den letzten Wochen weiter eingeschränkt. Lediglich 13 % geben an, sich bei ihren Ausgaben im Handel gar nicht einzuschränken. Fast jeder Fünfte (18 %) muss sich ausschließlich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter beschränken. Allerdings lag dieser Parameter im Mai noch bei 21 %.

Am häufigsten wird auf langlebige Güter wie Uhren/Schmuck oder Möbel (je 45 %) verzichtet, aber auch bei Bekleidung (39 %), Elektrogeräten (38 %), Sportartikeln (34 %) oder Schuhen (31 %) wird bewusst gespart. Mehr als drei Viertel der Befragten (78 %) versuchen auch beim Lebensmitteleinkauf zu sparen und kaufen vermehrt Diskontprodukte oder billigere Eigenmarken.

Wandel im Konsumverhalten: +60,5 % Mehrausgaben für Urlaube, +41,3 % für Gastro

Zuletzt hat auch die Studie „Private Haushaltsausgaben in Österreich 2022“ von Kreutzer Fischer & Partner (KFP) auf Veränderungen im Konsumverhalten hingewiesen. So haben sich die Konsumausgaben im Jahr 2022 nach den pandemiebedingten Schließungen wieder deutlich vom Einzelhandel in Richtung Gastronomie, Dienstleistung und Urlaub verschoben.

Laut der KFP-Analyse wuchsen die privaten Aufwendungen und Investitionen im Jahr 2022 gegenüber 2021 um 11,0 % auf insgesamt 224,7 Mrd. Euro. Dabei stiegen die Ausgaben für Gastronomie sprunghaft um 41,3 %, jene für Urlaube sogar um 60,5 %. Für Freizeitgestaltung wurde um 27,0 % mehr ausgegeben. Zudem erhöhte sich der Wohnungsaufwand um 15,7 %. Die Ausgaben für Wareneinkäufe stiegen hingegen nur um 5,9 % auf 79,6 Mrd. Euro – bei einer Inflationsrate von 8,6 % für das Gesamtjahr 2022 bedeutet dies ein reales Absatzminus für den Handel.

Energiekostenzuschuss (EKZ) 2 für den Handel weiter ausständig

Umso wichtiger wäre es, dass die Bundesregierung jetzt Taten setzt. Insbesondere am Arbeitsmarkt sowie bei den Kosten- und Abgabenbelastungen muss nachgebessert werden. Der Handelsverband hat sowohl auf die drohenden Entwicklungen als auch auf die erforderlichen regulativen Schritte immer wieder hingewiesen. Effektive Maßnahmen sind bis dato ausgeblieben.

„Alleine heuer ist der Handel auf Mehrkosten in Höhe von 486 Mio. Euro sitzen geblieben. Milliardenschwere Hilfszahlungen gab es nur für die Industrie. Unsere Händler warten immer noch auf einen Energiekostenzuschuss, der diesen Namen auch verdient. Der Energiekostenzuschuss 1 war de facto ein reiner ‚Industriekostenzuschuss‘. Der Energiekostenzuschuss 2 wurde uns zu Weihnachten 2022 versprochen, passiert ist bis heute nichts“, so Will. “Zwar sind die Großhandelspreise für Energie inzwischen gesunken und die Speicherstände haben sich wieder deutlich entspannt. Doch Regulative für den Energiemarkt stehen weiter aus – Stichwort Reform des Merit-Order-Systems. Damit droht für den kommenden Winter, dass es abermals zu einem Marktversagen kommt. Das ist derzeit eine der größten Sorgen des Handels“, so der Handelssprecher abschließend.

Weitere Informationen finden Sie unter www.handelsverband.at
Quelle: Handelsverband

 

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