„Wohnen & Interieur”: Design und Nachhaltigkeit – Symbiose statt Widerspruch

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Mag. Andreas Kreutzer, Edi Seliger, Barbara Leithner, Arch. Dipl.-Ing. Christian Kroepfl, Josef Papousek

Bei der Pressekonferenz im Liebherr-Store am 14.03.2023 wurde ein Ausblick auf die nächsten fünf Messetage, insbesonders auf die Sonderschauen, geboten. Geladene Experten vermittelten spannende Einblicke in aktuelle Thematiken.

Wohnen ist eine Frage der Quadratmeter 

Im informativen Branchentalk von Mag. Andreas Kreutzer, Geschäftsführer BRANCHENRADAR.com Marktanalyse GmbH, stand die Konfiguration des Wohnens im Mittelpunkt. „Die Herausforderung des Möbelhandels ist es, die medial suggerierte Normalität eines großzügigen Wohnens auf die tatsächlichen, oftmals beengten Platzverhältnisse herunterbrechen zu müssen“, so Kreutzer.

In Österreich gibt es rund vier Millionen Hauptwohnsitze. Etwas mehr als die Hälfte davon sind Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Die zur Verfügung stehende Wohnfläche ist jedoch höchst unterschiedlich. Infolgedessen unterscheidet sich die regionale Nachfrage nach Möbeln strukturell signifikant. „Während in Bundesländern mit hoher Eigenheimquote beispielsweise großzügige Wohnküchen und ausladende Wohnlandschaften gekauft werden, sind es in Wien eher Zeilenküchen und Sofas”, erklärt Kreutzer.

Möbelhandel setzte im Jahr 2022 rund 5,24 Milliarden Euro um 

Der österreichische Möbelhandel wuchs in den letzten Jahren robust. „Der Handelsumsatz erhöhte sich im Zeitraum 2020 bis 2022 jährlich um 4,1 Prozent. In den Jahren davor lag das Wachstum bei 1,7 Prozent pro Jahr. Wachstumstreiber war in den Pandemiejahren 2020 und 2021 vor allem eine verstärkte Nachfrage nach Einrichtungsgegenständen, im vergangenen Jahr rasch steigende Verkaufspreise.”, vermittelt Kreutzer Brancheneinblicke.

„Nachhaltigkeit“ beim Möbelkauf noch von untergeordneter Bedeutung

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt zwar in der Möbelbranche an Bedeutung, ist aber letztendlich selten das Kriterium für eine Kaufentscheidung. „Das liegt zum einen daran, dass der Begriff `Nachhaltigkeit´ mit zu vielen Themen aufgeladen wurde und so zur Worthülse geworden ist. Zum anderen werden Möbel in der Regel viele Jahrzehnte genutzt, weshalb eine weitere Verlängerung des Produktlebenszyklus aus Gründen der Nachhaltigkeit für die meisten Konsumenten nicht erforderlich ist”, informiert der Experte.

Upcycling – ein Megatrend am Puls der Zeit

Die Sonderschau „Upcycling Furniture“, kuratiert von Josef Papousek, Inhaber von Mocca Mint – Home of Upcycling, zeigt, wie aus gebrauchten Materialien neue Produkte hergestellt werden – ohne Einbußen bei Design oder Funktionalität.

„Wir zeigen auf, was uns und der Umwelt seit Jahrzehnten nicht gut tut: Fast Furniture, Fast Fashion‚ Take-make-waste-Praktiken. Mit der Sonderschau vermitteln wir Wissen und schaffen ein Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil. Denn, wer Upcycling in seinen Lifestyle integriert, leistet seinen ganz persönlichen Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft“, betont Papousek. Niederschwelliger Zugang zu Informationen im Rahmen der „Wohnen & Interieur” sei das Gebot der Stunde. 

Hochwertiges Design und achtsamer Umgang mit Ressourcen – kein Widerspruch mehr

Papousek erklärt dazu: „Nachhaltigkeit in der Möbelbranche gelingt nicht nur durch Re- und Upcycling. Es benötigt neuartige Geschäftsmodelle, die Kunden wieder vermehrt in den stationären, heimischen Handel zurückbringen. Beispiele für die Möglichkeit, Müll zu vermindern, sind Möbel zu mieten statt zu kaufen sowie Upcycling am Ende des Produktlebenszyklus. Die dringend notwendige Basis dafür werden die Hersteller schaffen, die im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft bereits bei der Produktion an das Leben danach gedacht haben.“

Die Idee der Circular Economy, also der Kreislaufwirtschaft, ist es, alles in einem geschlossenen Kreislauf zu halten. Das bedeutet im Fall von Mocca Mint, dass Möbel und Wohnaccessoires durch deren Herstellungsweise, etwa durch den Prozess der Wiederverwertung von gebrauchten oder scheinbar unbrauchbaren Materialien, in etwas Neues, Hochwertiges verwandelt werden und dass Nachhaltigkeit und Design Hand in Hand gehen können. 

Designschau, wie es sie in Österreich noch nie gab

Eine aufsehenerregende Sonderschau mit dem Titel „Nachhaltiges Design aus Österreich“ bietet innovativen Möbeldesignern, darunter mehreren Preisträgern in- und ausländischer Designpreise, wegweisenden Produzenten und in der Forschung führenden Hochschulen eine Bühne.

Das Ziel dieser Sonderschau ist es, den Besuchern der `Wohnen & Interieur´ vor Augen zu führen, wie hoch die Qualität österreichischer Gestalter, Produzenten und Hochschulen ist und wie weit fortgeschritten wir auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit sind. Die Sonderschau ist einzigartig in ihrer Zusammenstellung und ihrem Anspruch, das Thema wurde in dieser Dichte und Qualität in all seinen Facetten in Österreich noch nie präsentiert”, erläutert Arch. Dipl.-Ing. Christian Kroepfl, Kurator der Sonderschau.

„Design führt in der öffentlichen Wahrnehmung in Österreich immer noch ein Nischendasein. Sein wirtschaftliches Potential wird selbst von vielen österreichischen Produzenten im Gegensatz zu anderen Ländern erstaunlicherweise immer noch nicht richtig erkannt. Wir wollen Bewusstsein für Design schaffen und zeigen, dass Design und Nachhaltigkeit einfach und selbstverständlich zum Alltag gehören und dass diese gleichzeitig trotz hoher Qualität nicht unerschwinglich sein müssen,”, bietet Kroepfl Zukunftsperspektiven an.

Weitere Informationen finden Sie unter www.wohnen-interieur.at
Quelle: © RX Wien GmbH

 

 
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